Zweites Benefizkonzert berührt die Herzen

Die Künstler Michel Gershwin (li.), Martin Letz, Teddie Hwang und Anna Victoria Tyshayeva (re.).Foto: Julia Palmert

Klassische Musik mit hohem Anspruch für ein breites Publikum erlebbar zu machen, ist das eine Herzensprojekt der Klaviervirtuosin Anna Victoria Tyshayeva, das andere, der Ukraine zu helfen.

Vergangenen Samstag fand in der Talkirche das zweite von Tyshayeva organisierte Benefizkonzert bei kostenfreiem Eintritt statt. Die Deutsch-Ukrainerin sammelt Spenden für eine Hilfsorganisation in ihrer Heimatstadt Odessa, die sich seit zehn Jahren vorwiegend um kranke Kinder kümmert, im Krieg aber Notfall-Rucksäcke und andere dringend benötigte medizinische Geräte beschafft. „Dank Ihrer Spende wird vielleicht ein Menschenleben gerettet“, appellierte sie an die zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörer, darunter auch einige Menschen aus ihrem Heimatland, an die sie sich auf ukrainisch wandte.

Doch auf Konzerten nutzt Tyshayeva eigentlich eine andere Sprache, die Sprache der Musik. Hochkonzentriert saß „die Tastenkönigin“, wie sie von ihren Fans auch genannt wird, am Flügel, um gemeinsam mit hochkarätigen Künstlerinnen und Künstlern die Herzen der Menschen zu berühren und zu bewegen. Für das kurzfristig angestoßene Projekt konnte sie den Geiger Michel Gershwin gewinnen, der aus Frankreich anreiste und schon häufig im Rahmen des Klavierfestes das Publikum begeistert hat. Außerdem holte sie den Solo-Oboisten Martin Letz im Philharmonischen Staatsorchester Mainz ins Boot und Teddie Hwang, die an diesem Abend Querflöte spielte. Das Quartett hatte nur wenig Zeit zum Proben, bescherte dem Publikum aber ein großartiges Konzert auf hohem Niveau, so wie es die Eppsteiner von den Klavierfesten kennen, die ebenfalls von Tyshayeva organisiert werden.

Das Programm spannte einen weiten Bogen von den barocken Klängen des Johann Sebastian Bach über die Romantik, darunter von Tyshayeva temperamentvoll und grandios gespielte Werke von Frederic Chopin, bis hin zu einem zeitgenössischen Komponisten aus der Ukraine: Myroslav Skoryk verstarb 2020. Bevor er Ende der 1990er an der Musikakademie der Ukraine den Lehrstuhl für ukrainische Musikgeschichte übernahm, arbeitete er in den USA und in Australien. Er war darüber hinaus als Direktor des Kiewer Musikfestes tätig.

„Das Programm sollte Abwechslung bieten“, erklärte Tyshayeva nachher, „und dramatische und tragische Komponenten der deutschen Romantik enthalten, um die Herzen der Zuhörer für das Anliegen zu öffnen, für die Ukraine zu spenden“.

Bei Franz Schuberts Sonatine in D-Dur zogen Violine und Klavier, die sich in Tempo und Dynamik wunderbar ergänzten, die Zuhörer in ihren Bann. Hochgenuss bereiteten „Zwei Ungarische Tänze“ von Johannes Brahms für Violine und Klavier. Das von Tyshayeva bearbeitete Werk „Melodie“ von Skoryk, das die als „Poetin am Flügel“ bekannte Musikerin in inniger Weise spielte, traf vor dem Hintergrund des Krieges den richtigen Nerv. Das virtuose Zusammenspiel von Flöte, Oboe und Klavier beim Andante semplice der Komponistin Madeleine Dring brachte Seele und Sinne zum Schwingen. Und die Töne beim getragenen Adagio des Bachschen Konzerts für Violine und Oboe in d-Moll trafen mitten ins Herz. Eindrucksvoll auch die Zugabe: Das musikalische Gebet „Ave Maria“ von Max Bruch war dem innigen Wunsch nach Frieden gewidmet.

Lydia Rauh, stellvertretende Vorsitzende des Kirchenvorstands, sagte dem Publikum zu Beginn des Konzerts, dass es nicht nur um Spenden ginge, sondern auch darum, sich den Krieg immer wieder ins Bewusstsein zu rufen und die Menschen dort nicht zu vergessen.

Begeistert dankte Pfarrerin Heike Schuffenhauer für die „wunderbare Musik“ und kündigte für den 1. April eine Abendmusik in der Talkirche an mit russischen, belarussischen und ukrainischen Künstlerinnen und Künstlern.mi

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