Musik von und für Mütter

Der Chor ReSoNanz mit Chorleiterin Enikö Szendrey (vorne); Ulrike Drommeshauser und Wilfried Heuft begleiten am Klavier (li.).Foto: Uta Kindermann

Mit dem thematisch an den Muttertag angelehnten Konzert „Singender, klingender Mai“ grüßte die Musikschule vor allem die Mütter im Publikum. Unter den fast hundert Zuhörern waren nicht nur Mütter, sondern auch Väter, Kinder und einfach Musikbegeisterte.

Gesangslehrerin Enikö Szendrey führte durch das Programm. Ihre Moderation, in die sie Anekdoten, Hintergründe oder Historisches einflocht, sprühte vor Charme und Energie. Als Liedbegleiterin fungierte souverän Ulrike Drommeshauser am Klavier.

Zur Eröffnung des Konzertnachmittages sang das Publikum „Alle Vögel sind schon da“, bevor der Chor ReSoNanz unter der Leitung von Enikö Szendrey die Bühne betrat. In „Nette Begegnung“ von Oliver Gies, einem gesungenen Smalltalk, schwelgten die Sängerinnen und Sänger in Banalitäten und alltäglichen Tratsch-und-Klatsch-Phrasen.

Es folgte eine Überraschung: Maresa Stieball und Valentina Thiele sangen für ihre Mütter „Ich schenk‘ dir einen Regenbogen“ und berührten alle Zuhörenden mit glockenreiner Klarheit, die in jedes Herz drang.

Die beiden dazu gehörenden Mütter, Angela Stieball und Bärbel Thiele, gaben zur Antwort mit warmer, perlender Stimmfarbe das „Briefduett“ aus „Figaros Hochzeit“ zum Besten. Gleichfalls von Mozart präsentierte Bärbel Thiele im Anschluss mit musikalischer Dynamik das Lied „Oiseaux, si tous les ans“.

Am Flügel erfasste Nehath Mia fokussiert mit Mozarts Klaviersonate Nr. 8 eine ganze Klangwelt an Harmonien und pulsierenden Momenten. Er gab dem a-Moll die Leichtigkeit von C-Dur. Im Publikum ließen sich dankbare und aufmerksame Gesichter beobachten, Kinderbeine, die nicht mehr zappelten, weil deren Besitzer staunend lauschten, so wie ein kleiner Junge im grünbunten Pullover auf dem Schoß seiner Mutter, die sanft seine Arme zur Musik bewegte.

Dass Mütter ein unausgesprochenes „In den Schlaf wiegen“-Diplom haben, bewies Angela Stieball mit ihrem strahlenden Stimmklang in Max Regers „Wiegenlied“.

Isabel Süptitz verfehlte mit der Arie des Sandmännchens aus Humperdincks Oper „Hänsel und Gretel“ auch in höherer Stimmlage deren Zauber nicht. Zusammen im Quintett mit Bärbel und Valentina Thiele, Maresa und Angela Stieball gelang der Höhepunkt der ersten Konzerthälfte. Der Abendsegen Hänsels und Gretels plus Chorus beschenkte das Publikum mit einer Fülle von zartem Timbre.

Während der Eppsteiner Himmel Starkregen auf den Asphalt klatschen ließ, erfreuten sich die Konzertbesucher und Besucherinnen an Laugenbrezeln, Käsestangen und Erfrischungsgetränken und plauderten im Getümmel der Pause.

Melodien erfüllen die Musikschule und locken die Sonne hervor

Die zweite Konzerthälfte widersprach der vorherrschenden Wetterlage deutlich. In „Summertime“ von George Gershwin malte Angela Stieball mit ihrer wohlklingenden Stimme hochgewachsene Baumwollfelder.

Vierhändig auf 176 Tasten, vierfüßig auf vier Pedalen mit furiosen Tempi und satter Melodiefärbung ließen Lehrer Wilfried Heuft undNehath Mia an zwei Flügeln ihre Finger bei einem Walzer von Francis Poulenc tanzen.

Kornelia Lederer, begleitet von ihrem Sohn Niklas am Klavier, wurde mit „Roses of Picardy“ von ihrem Pianisten mit einer musikalischen Rosenlandschaft beschenkt, in die sie ihre jugendliche, klare Gesangsstimme tauchen konnte. Im Lied „The white cliffs of Dover“ ging es um den Zweiten Weltkrieg und die Hoffnung auf Frieden. Auch hier bot Niklas Lederer seiner Mutter einen Klangteppich, auf dem ihre Stimme, besonders bei den tiefen Tönen, voller Sehnsucht und Seele aufblühte.

Nochmals betrat Isabel Süptitz die Bühne. Mit fein gewobenen Tönen, die sich wie ein Regenbogen über das Publikum spannten, ließ sie mit „Memory“ den Vollmond aus „Cats“ von Andrew Lloyd Webber aufgehen. Ulrike Drommeshauser schuf dabei am Klavier eine beeindruckende Klangkulisse, deren Schlusstöne in den Raum tropften und erntete gemeinsam mit Isabel Süptitz lautstarken Applaus. Sinje Niedlich gelang mit dem Chanson „Le Vole“ von Michel Sardou der Spagat, ihre Stimme verletzlich und gleichzeitig kraftvoll klingen zu lassen. Mit „Wishing you were some how here again“ und einer eindringlich tragfähigen Stimme lockte sie das Phantom der Oper in den Saal.

Einen Blumenstrauß voller Soul, Blues und Rhythmus pflückte der Chor ReSoNanz mit seiner Interpretation von Charlie Puths „See you again“. Bei „Rhythm of life“ von Cy Coleman gab es im Publikum kein Halten mehr: wippende Füße, zuckende Schultern, nickende Köpfe, hüpfende Kinder. Enikö Szendreys Hände tanzten in der Luft. Das war live Rhythm of Life.

Spätestens „Aquarius“ aus dem Musical „Hair“, bei dem nicht nur ReSoNanz, sondern auch alle anderen Solistinnen mitsangen, machte klar, was die Eppsteiner Musikschule an diesem Nachmittag gebraucht hätte: Eine Musical-Hall. Der Saal war einfach zu klein für so viel Klangfülle. Ulrike Drommeshauser haute beim „Let the sunshine in“ auf die Tasten, Enikö Szendreys Notenständer wackelte, die Beteiligten rockten, Sonnenstrahlen brachen durch die hohen Fenster, strahlende Gesichter, Jubel und Verbeugen. uki

Weitere Artikelbilder:

Kommentare

Der Inhalt dieses Feldes wird nicht öffentlich zugänglich angezeigt.
CAPTCHA
Diese Frage hat den Zweck zu testen, ob Sie ein menschlicher Benutzer sind und um automatisierten Spam vorzubeugen.
1 + 2 =
Lösen Sie diese einfache mathematische Aufgabe und geben das Ergebnis ein. z.B. Geben Sie für 1+3 eine 4 ein.


X