In diesem Jahr findet das 13. Klavierfest wieder unter der künstlerischen Leitung von Pianistin Anna Victoria Tyshayeva statt. Ab dem 14. Mai stehen Werke von Bach bis Brahms für Klavier Solo oder zu vier Händen und aufregende wie ungewöhnliche Kammermusik für Klavier-Quintett (vier Streicher mit Piano) und für Klavier-Trio (mit Klarinette und Cello) sowie für Klavier und Violine auf dem Programm.
Warum Kammermusik? „Man hört vier vernünftige Leute sich untereinander unterhalten“, schrieb Johann Wolfgang von Goethe etwa über das Streichquartett (zwei Geigen, je eine Bratsche und Cello). Und obwohl der Dichterfürst bei Musik nicht immer Klasse von Masse zu unterscheiden wusste, und zum Beispiel die Vertonung seiner Gedichte und Balladen („Der Erlkönig“) von Komponisten, die heute fast niemand mehr kennt – geschweige denn aufführt, denen eines Franz Schubert vorzog – doch wenn es darum geht, die Wirkung von Musik als Sprache der Gefühle auszudrücken, wusste der Schriftsteller Goethe das durchaus treffend zu beschreiben. Der Unterschied zu musikalischen groß-orchestralen Block-Bustern wie „Bolero“, „Freude schöner Götterfunken“ oder „Schwanensee“ ist dieser: je weniger Instrumente desto weniger überflüssige Töne; je weniger Noten umso wichtiger die Aufmerksamkeit der Musiker, noch präziser und feiner zu spielen. Denn: Während ein falscher Ton vom großen Orchester überdeckt, eine langweilige Passage durch opulente orchestrale Brillanz aufgehübscht wird – führt Kammermusik zum Wesentlichen eines Musikstücks. Das kann jeder hören. Und der berühmte französische Komponist Maurice Ravel (Bolero) hat einmal gesagt: „Die größte Kraft auf der Welt ist das Pianissimo.“ Das sind die ganz leisen Töne, wenn etwa ein Geigenton auf der hohen Saite förmlich vergeht oder ein Klavieranschlag verebbt. Da muss man hinhören!
Wer Angst hat, das sei alles zu elitär, dem sei der Klavierabend am 1. Juni (18 Uhr) mit Pianist Christoph Soldan empfohlen, der als Rezitator die Werke auf seinem Programm („Variationen über ein Thema von Händel“ von Johannes Brahms sowie „Années de pelerinage“ von Franz Liszt) vorm Spielen erklären und jedermann verständlich machen wird.
Nicht nur für Fortgeschrittene ist auch das Eröffnungsprogramm am 14. Mai (18 Uhr) im Plenarsaal des Landratsamtes in Hofheim. Der seit gut 100 Jahren vergessene jüdische Komponist Salomon Jadassohn (1831 – 1902) aus Leipzig hatte seine musikalische Ausbildung noch unter dem legendären Franz Liszt in Weimar beendet. Das „Franck Piano Quintet“ mit Anna Tyshayeva und Top-Geiger Michel Gershwin führt Jadassohns Chormusik „Ich hebe meine Augen auf“ in einer Bearbeitung für Klavier-Quintett vor. Dazu steht das Konzert in f-Moll für Klavier und Streicher von Johann Sebastian Bach auf dem Programm sowie Brahms’ Klarinetten-Trio in a-Moll, das zu den Höhepunkten romantischer Kammermusik gezählt werden darf. Und das alle Klarinettisten wegen seines melancholisch-herbstlichen Tonfalls innig lieben. Ein Hit!
Es gibt viel zu genießen für Liebhaber, vieles zu entdecken für Kenner und einfach viel gute Musik zu hören für jeden bei den Veranstaltungen in Hofheim am 14. Mai sowie in der Talkirche vom 26. bis 29. Mai und vom 1. bis zum 4. Juni (jeweils um 18 Uhr), wenn Anna Tyshayeva und Michel Gershwin das diesjährige Klavierfest ausklingen lassen.
Der Eintritt zu den Konzerten in der Talkirche ist wie immer freiwillig und als Spende am Ausgang erwünscht. Infos zu Preisen und Karten für das Konzert im Landratsamt unter www.frankfurtticket.de/tickets/ich-hebe-meine-augen-auf-14688.61833.rp
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