Dort beginnt der Sonntagsgottesdienst künftig um 9.30 Uhr, Bremthal behält seinen Gottesdienst um 11 Uhr und das anschließende Kirch-Café bei. Daran will Moritz Mittags Nachfolgerin nicht rütteln, genauso wenig wie an den anderen Gruppen und Treffs, die im Laufe von über 25 Jahren Gemeindeleben im 1997 neu gegründeten Emmauszentrum in der Freiherr-vom-Stein-Straße gewachsen sind.
Gerade das Kirch-Café nach den Sonntagsgottesdiensten sei eine gute Gelegenheit, viele der Gemeindemitglieder ungezwungen kennenzulernen, sagt Heinrich. Sie sei beeindruckt von der großen Zahl an Gottesdienstbesuchern und von den zahlreichen Aktivitäten in der Gemeinde. Die ersten Wochen ihrer Amtszeit nutzte die 57-Jährige, um Gruppen wie Brückentreff, Babbelstubb oder „Schritte im Leben“ kennenzulernen, erzählt sie beim Treffen an einem Freitag, einem der drei Bürovormittage, die sie in der Emmausgemeinde anzutreffen ist. An diesem Tag freut sie sich ganz besonders über ein neues Gemeindemitglied, das just am Vormittag seine Aufnahme in die Emmausgemeinde unterschrieben habe.
Bei Heinrichs Antrittsgottesdienst vor einigen Wochen kamen gut 100 Gläubige, um sie zu begrüßen. Mit im Schnitt 60 Gottesdienstbesuchern sei die Emmausgemeinde schon etwas Besonderes, so Heinrich. Sie wisse sehr wohl, dass es auch an ihr liege, wenn das so bleiben solle. Dabei spiele neben dem anschließenden Kirch-Café die Sonntagspredigt eine wichtige Rolle – Eine Herausforderung, die sie gern annimmt, da sie sich gern mit den von der Landeskirche für das Kirchenjahr vorgegebenen Bibeltexten auseinandersetze. Die Predigt sei für sie sehr wichtig. Schon seit dem Theologie-Studium in Mainz.
Sie verstehe die Predigt als „offenes Kunstwerk“, bei der ein Spannungsfeld zwischen Prediger und Zuhörern aufgebaut werde. Viele Jahre habe sie sich damit beschäftigt und sehe die Predigt als Zusammenspiel von Bibeltext, der Persönlichkeit des Predigenden und der Lebenswelt der Zuhörerschaft aus der sich das Gottesverständnis ableite. Nach einer Zusatzausbildung in Spiel- und Theaterpädagogik habe sie 15 Jahre lang bei der Vikarausbildung als Coach für liturgische Präsenz angehende Pfarrerinnen und Pfarrer unterstützt.
Eine weitere wichtige Aufgabe sei die Arbeit mit den Konfirmanden. Aktuell habe ihr Mann Thorsten, Pfarrer in Langenhain, diese Aufgabe übernommen. Ivonne Heinrich hat ihre zweite halbe Stelle als Pfarrerin in Diedenbergen. Zusammen bilden diese drei Gemeinden einen Teil des geplanten Nachbarschaftsraums Hofheim, Kriftel und Bremthal. Seit 30 Jahren ist sie mit ihrem Mann Thorsten verheiratet und lebt mit ihm seit fast 14 Jahren in Diedenbergen. Bisher teilte sich Ivonne Heinrich die Pfarrstelle in Diedenbergen mit ihrem Mann. Mit der anderen halben Stelle war sie für Weilbach zuständig. Ihr Mann war außerdem als Pfarrer für Motorradseelsorge in Hessen unterwegs. Jetzt hat er eine Dreiviertel-Pfarrstelle in Langenhain übernommen.
Mit dem Zuschnitt der neuen Nachbarschaftsräume haben sich auch die Zuständigkeiten geändert. „Aber ich bin schon seit einigen Jahren für mehrere Gemeinden zuständig und weiß, wie ich mich so organisiere, dass noch Zeit für die eigentliche Gemeindearbeit bleibt. Sie sei froh, dass die Emmausgemeinde so aktiv sei: „Es ist schon enorm, was der Kirchenvorstand alles übernimmt und organisiert“, sagt sie. „Ich komme in eine gut vorbereitete Gemeinde mit vielen Gruppen und Initiativen.“ Denn in Diedenbergen ist sie neben der Gemeindearbeit auch Ansprechpartnerin für zwei Kindergärten, die mit Personalgesprächen und Verwaltungsaufwand viel Zeit binden. Außerdem ist sie noch Religionslehrerin an der Konrad-Adenauer-Schule in Kriftel.
Wegen des Pfarrer-Wechsels treffen sich die Bremthaler Konfirmanden dieses Jahr nicht in Bremthal, sondern nehmen an den Konfi-Gesprächen teil, die im 14-tägigen Wechsel in Weilbach und in Diedenbergen stattfinden. Demnächst überlegen die Gemeinden mit ihr, wie die Konfirmanden-Arbeit im künftigen Nachbarschaftsraum aufgebaut wird.
Sehr gut laufe aus ihrer Sicht die ökumenische Zusammenarbeit mit den katholischen Kollegen. Der ökumenische Jugendtreff im katholischen Pfarrheim sei ein neues Angebot für jüngere Kinder und Jugendliche, während sich die „Babbelstubb“ als Jugendtreff der Emmausgemeinde für ältere Jugendliche nach der Konfirmation bewährt habe. Über die Hofheimer Pfadfinderschaft ließen sich, hofft sie, weitere Möglichkeiten der übergreifenden Jugendarbeit finden.
Zu wenig Zeit bleibe ihr mit einer halben Stelle in der Emmausgemeinde für die Seelsorge, insbesondere für Hausbesuche. „Als ich vor 25 Jahren angefangen habe als Pfarrerin, gab es immer Menschen, die ich vierteljährlich besucht habe, einfach so, auch mal spontan – das fehlt mir sehr“, sagt sie nachdenklich und versichert mit Hinweis auf Gemeindebüro oder Handynummer: ‚„Wer einen Besuch von mir wünscht, zu dem komme ich sehr gern.“ Für alle anderen gebe es zum Glück die Besuchskreise von Ehrenamtlichen.
Einiges möchte sie in den kommenden Wochen mithilfe von Irmi Rieker, der Gemeindepädagogin des Dekanats anstoßen: Ein neues Projekt „55+“ für Menschen, die nicht mehr unmittelbar in der Familienphase oder im beruflichen Aufbau sind, aber noch mitten im Leben stehen: Als Auftaktveranstaltung ist am Donnerstag, 13. März, eine „Grie-Soß’-Challenge“ geplant, bei der die Teilnehmer die Frankfurter Grüne Soße nach drei verschiedenen Rezepten zubereiten und kosten. Der Kino-Abend mit Pop-Corn am Mittwoch, 2. April, könnte von Zeit zu Zeit wiederholt werden. Auch einen Großeltern-Enkel-Treff möchte Heinrich in der Emmausgemeinde anregen, bei dem kreative oder kulinarische Ideen umgesetzt werden. In Langenhain sei er inzwischen ein Selbstläufer.
Über allem stehe die große Aufgabe, die Gemeinde im Nachbarschaftsraum zukunftsfähig zu machen. Dazu solle es mehr gemeindeübergreifende Angebote geben und die Emmausgemeinde sich einen Leitsatz für die eigene Zukunftsvision formulieren – in Bremthal stehe dafür schon die namensgebende Emmausgeschichte, räumt Heinrich ein, die aber wieder neu reflektiert werden könne. bpa
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