Jubiläum mit vielen Emotionen

Das Gala-Konzert am Samstagabend eröffnete der Frauenchor „Me-lo-ma-nie“ im voll besetztem Festzelt.Foto: Beate Schuchard-Palmert

Das Gala-Konzert am Samstagabend eröffnete der Frauenchor „Me-lo-ma-nie“ im voll besetztem Festzelt.Foto: Beate Schuchard-Palmert

„Wir haben Zeichen gesetzt und gezeigt, dass wir da sind, dass wir singen können und vor allem für den Chorgesang“, zog der Erste Vorsitzende Andreas Geis nach dem langen Jubiläumswochenende erschöpft, aber glücklich Bilanz.

Hinter ihm lagen emotionale Tage mit vielen Höhepunkten und Gänsehaut-Momenten: Bei der Jubiläums-Party am Freitagabend legte das DJ-Duo Buffalo & Wallace einen Hit nach dem anderen auf, Erinnerungen an die 90er und 2000er Jahre wurden geweckt, vor allem Mallorca-Fans kamen auf ihre Kosten.

Beim gut besuchten Gala-Abend am Samstag legte der Frauenchor des Jubiläumsvereins „Me-lo-ma-nie“ gleich mit den ersten Liedern „Dein ist mein ganzes Herz“ von Heinz Rudolf Kunze und „Gib mir Sonne“ von Rosenstolz die Latte sehr hoch. Für ihre Interpretation von Barclay James Harvest „The Hymn“ ernteten sie Begeisterungsrufe. Die etwa 35 Frauen waren auch optisch mit schwarzen Kleidern und pinkfarbenen Accessoires perfekt aufeinander abgestimmt, gesanglich sowieso. Das verdankten sie, darin waren sich alle Liederkranz-Sängerinnen und Sänger einig, ihrem langjährigen Chorleiter Ulrich Diehl.

Der Sonntag begann mit einem gut besuchten ökumenischen Gottesdienst im Festzelt mit dem früheren Pfarrer der Emmausgemeinde, Moritz Mittag, der sich schon vor Monaten bereit erklärt hatte, für den Jubiläumsgottesdienst noch einmal in den Talar zu schlüpfen. Ihm zur Seite stand Schwester Gordana von der katholischen Kirche.

Beim anschließenden Frühschoppen heizten die „Breendeler“ den Gästen ein. Auf dem Festplatz hätten sich die Schausteller mehr Besucher gewünscht. Ausgerechnet am Familientag, am Sonntag, war das Wetter äußerst wechselhaft zwischen Schauer und Sonnenschein. Das ist immer schlecht fürs Geschäft. Dabei hatten die Bremthaler neben Autoscooter und Schießbude mit dem „Scheibenwischer“ ein richtig großes Karussell auf den Platz geholt.

Seit 150 Jahren: Liederkranz setzt Zeichen für den Chorgesang

Beim Gala-Abend feierte der Verein sich selbst, Andreas Geis dankte den Mitgliedern und vor allem den vielen befreundeten Vereinen, die im und vor dem Festzelt halfen. Rund 300 Dienste, so der Liederkranz-Vorsitzende, mussten besetzt werden. Deshalb holte er stellvertretend einige Vereinsvorsitzende und den Vorsitzenden des Vereinsrings, Armin Hinek, auf die Bühne. „Das hätten wir alleine nie geschafft“, sagte Geis da schon sichtlich bewegt. Doch es kam noch besser: Bürgermeister Alexander Simon lobte den Mut der Gründer, die vor 150 Jahren im Gasthaus Zum Adler „eine gute Entscheidung trafen“ und überreichte Andreas Geis seinen Mitgliedsantrag, legte privat eine Spende über 250 Euro dazu und brachte als weitere Überraschung die Zusage der Stadt über 7500 Euro für die Sanierung des Probenraumes in der Alten Schule mit. Da fehlten sogar Andi Geis kurz die Worte.

Ortsvorsteher Guido Ernst ist quasi in einer Liederkranzfamilie aufgewachsen. Sein Ururgroßvater gehörte 1875 zu den 30 Gründern des ersten Bremthaler Vereins – und seitdem sangen die Männer seiner Familie im Chor. Seit einigen Jahren ist auch seine Tochter Karina dabei. Ernst erinnerte sich an die zahlreichen Wertungssingen, an denen die Sängerinnen und Sänger früher teilnahmen – und oft mit Pokalen zurückkehrten.

„Aber auch im Feiern waren wir früher Champions-League“, sagte er lachend und zitierte ein Gleichnis, das aus seiner Sicht für modernes Vereinsleben steht: „Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern das Weiterreichen des Feuers“. Sowohl im Frauenchor mit fast 40 Sängerinnen und knapp 50 Sängerinnen und Sängern im gemischten Chor „20vor8Chorisma“ sei der Verein gut aufgestellt. Damit Frauen, die in beiden Chören singen, schnell das Kostüm wechseln können, tragen sie bei 20vor8Chorisma dann einfach türkisfarbene Accessoires auf dem Kleinen Schwarzen.

Der nach einer Uhrzeit benannte ursprüngliche Projektchor hat sich längst zum Zugpferd des Vereins entwickelt. Seit seiner Gründung 2009 widmet sich der junge Chor moderner Chormusik und hat ein breites Repertoire aus verschiedenen Musikrichtungen und Sprachen erarbeitet. So erkläre sich wohl auch, dass die ältesten Chormitglieder erst seit etwa 15 Jahren dabei sind, sagt der Erste Vorsitzende: „Wir trafen damals eine Entscheidung für den neuen Chorgesang und haben damit Erfolg.“ Sängerfamilien gebe es immer noch im Chor. Seine Frau Anja etwa sei ihm in den Verein gefolgt und vor etwa zehn Jahren auch Tochter Ramona, sagt Geis, der vor seinem Wechsel zum Liederkranz begeisterter Fußballer und im Vorstand der SG Bremthal war. Kirsten Süptiz sei mit Tochter Isabell im Chor aktiv, ebenso Gundi Schröder und ihr Sohn Guido, Vater Frank dokumentiere die Auftritte auf Video.

Die Physiotherapeutin und begeisterte Läuferin Steffi Linicus aus Bremthal kam aus purem Zufall zum Verein, denn bis dahin habe sie noch nie gesungen: „Vor einigen Jahren kam der Frauenchor während der Bremthaler Kerb nach seiner wöchentlichen Probe im Festzelt auf dem Dorfplatz vorbei und gab spontan ein Ständchen. Das hat mir so gut gefallen, dass ich mit den Frauen ins Gespräch kam.“ Sie wurde zu einer Chorprobe eingeladen – und blieb. Im Übrigen, so die Physiotherapeutin, sei Singen gut für Lunge, Herz und Kreislauf.

Walter Krimmel vom Deutschen Chorverband und dem Hessischen Sängerbund sowie Roland Häuber, zweiter Vorsitzender des Sängerkreises Main-Taunus überbrachten Glückwünsche. Vom Deutschen Chorverband gab es zum 150-jährigen Bestehen außerdem eine Ehrenmedaille in Silber.

Nach der Pause machte der Liederkranz Platz für befreundete Musikgruppen: „Die Coolen“ aus Bad Camberg hatten ihren eigenen Fan-Club mitgebracht, der schon beim ersten Lied in Bravo-Rufe ausbrach. Der A-Capella-Chor löste aber auch bei den Bremthaler Gästen tosenden Applaus aus mit seinem sich allmählich steigernden Vortrag: Von „Somebody that I used to know“ von Kimbra, über das legendäre „Don’t stop me now“ von Queen. Bei Paul Simons „Sound of Silence“ leuchteten die ersten Handy-Lichter, während draußen allmählich die Nacht einbrach. Beim temperamentvollen „Abba Medley“ konnten einige Zuhörer kaum still halten. Deshalb gab es als Zugabe noch ein 90er Dance Medley.

Für ein Bläserensemble eher ungewöhnliche Klänge hatte die Musikgesellschaft 77 aus Wörsdorf im Repertoire: „Flower Power“, „Mountain Tour“ und ein Soundtrack aus „Der König der Löwen“, mit dem die Gruppe zum großen Finale überleitete: John Miles „Music was my first Love“ von über 100 Sängern und Musikern – das ging direkt unter die Haut. bpa

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