Emmausstiftung wird 20 und stellt sich für die Zukunft neu auf

Bernhard Retzbach, Hansjörg Gerny, Jörg Ritter, Thomas Klug-Gottron und Dirk Roethele (v.li.).Foto: Beate Schuchard-Palmert

Bernhard Retzbach, Hansjörg Gerny, Jörg Ritter, Thomas Klug-Gottron und Dirk Roethele (v.li.).Foto: Beate Schuchard-Palmert

Die Stiftung der evangelischen Emmausgemeinde Bremthal wird am 3. Juli 20 Jahre alt und feiert das Ereignis am kommenden Sonntag im Gottesdienst und anschließend bei einem Empfang im Gemeindehaus.

Pfarrerin Yvonne Heinrich und ihr Vorgänger, der langjährige Pfarrer Moritz Mittag, halten den Gottesdienst zur Feier des Tages gemeinsam. Auf Moritz Mittags Anregung geht die Stiftungsgründung 2005 zurück. Yvonne Heinrich ist seine Nachfolgerin im Stiftungsbeirat. An die Anfangsjahre erinnert sich Jörg Ritter, Vorsitzender des Stiftungsrats, noch sehr gut. Der Bremthaler war wie Dirk Roethele vom Stiftungsvorstand schon bei den Diskussionen über die Organisationsform dabei. Beide gehören zu den Mitgründern und sind seitdem in der Stiftung aktiv.

Mit 27 Erststiftern und einem Stiftungskapital von 36 750 Euro ging die Stiftung an den Start. Heute zählt sie rund 500 Stifter und verwaltet ein Stiftungsvermögen von 1,58 Millionen Euro. Es gebe insgesamt rund 2500 Zustiftungen im Laufe der 20 Jahre, darunter etliche Mehrfachstifter, sagt Ritter und betont gleichzeitig: Schon mit einem Euro könne man Stifter werden. „Das war uns wichtig, denn jeder, ob Klein- oder Großstifter, sollte sich mit der Stiftung identifizieren können.“

Rund 30 000 Euro schüttet die Stiftung jedes Jahr für Projekte der Emmausgemeinde aus, darüber hinaus gibt es sachbezogene Spenden, die Projektbezogen eingesetzt werden. Solche Spenden seien ebenfalls wichtig, aber Vorrang haben aus Sicht des Stiftungsvorstands, neben dem Vorsitzenden Bernhard Retzbach Thomas Klug-Gottron, Dirk Roethele und Hansjörg Gerny, die Zustiftungen, die langfristig den Kapitalstock erhöhen. Denn je höher das Stiftungskapital, desto höher kann die jährliche Ausschüttung ausfallen.

In den Anfangsjahren habe der Zinsertrag gerade mal ausgereicht, um das Defizit im Haushalt der Gemeinde auszugleichen. Inzwischen reicht das Geld auch für inhaltliche Arbeit wie Musikveranstaltungen, Jugendarbeit oder Seniorengruppen. Auch fürs Gemeindezentrum gibt die Stiftung Geld: So wurden während der Corona-Pandemie Decken-Luftreinigungsgeräte installiert und voriges Jahr ein Teil der Sanierungsarbeiten an der Dachlaterne finanziert. Ein Großteil des Geldes für die Dachsanierung stamme von der Landeskirche und aus der Kollekte, „aber ohne die Stiftung hätten die Mittel nicht gereicht“, sagt Retzbach.

Neben den beiden finanziellen Zielen, Vermögensaufbau und den Erträgen sieht die Stiftung sich auch als Teil des Gemeindelebens. Die Stifter organisieren im Laufe des Jahres etliche Veranstaltungen: Osterspaziergang, Musik-Brunch, Sommerfest, Fundraising-Abend und einen Kölsch-Ausschank bei der Adventsfensteröffnung in der Wooganlage. „So fördern wir den Zusammenhalt in der Stiftung und erinnern daran, dass es uns gibt“, sagt Retzbach. Der gute Zuspruch und die große Unterstützung zeigen, so Ritter, „dass uns das ganz gut gelingt“. Ein besonderes Lob zollen die Männer den Jugendlichen der Gemeinde: „Auf sie ist Verlass, bisher waren sie beim Fundraising-Menü als Service-Kräfte immer zur Stelle.“

Auch bei den Beratungen zu einer Satzungsänderung in den vergangenen zwei Jahren arbeiteten Stiftungsrat und Stiftungsvorstand zusammen. Denn mit der Umstrukturierung des Dekanats von den selbstständigen Kirchengemeinden zu Nachbarschaftsräumen, in denen mehrere Kirchengemeinden organisatorisch zusammengefasst sind, ändert sich auch die rechtliche Situation der Emmausgemeinde innerhalb der Evangelischen Landeskirche. Die Emmausgemeinde will mit den fünf Hofheimer Gemeinden und Kriftel zusammengehen.

„Mit einer neuen Satzung wollen wir den Stiftungsraum so definieren, dass auch im künftigen Nachbarschaftsraum die drei Gemeinden der Emmausgemeinde, Bremthal, Ehlhalten und Niederjosbach, die Hauptnutznießer der Stiftung sind“,“,erklärt Ritter. Das schaffe Stabilität und bei den inzwischen immerhin 500 Stiftern Vertrauen, dass ihr Geld in ihrem Sinne eingesetzt wird und auch künftig die Menschen in der bisherigen Emmausgemeinde unterstützt werden. „Natürlich sind die Grenzen fließend, zum Beispiel bei Aufgaben und Projekten der Gesamtgemeinde“, führt Stiftungsvorstand Bernhard Retzbach aus und zählt als Beispiel die Konfirmandengruppe auf oder die Veranstaltungen für Menschen „55+“, die sich an den gesamten Nachbarschaftsraum richten. „Wenn wir diese Projekte unterstützen nutzt das natürlich auch Menschen aus dem neuen Nachbarschaftsraum“, sagt Retzbach. Der Stiftung sei wichtig, dass die Emmausgemeinde auch als Raum mit dem Gemeindezentrum erhalten bleibe. Denn die Kirchensteuereinnahmen gehen zurück, gleichzeitig steigen die Ausgaben. „Da hilft uns das eigene Kapital sehr“, sind Ritter und Retzbach überzeugt.

Auch die Zusammensetzung der Vorstandsgremien werde neu geregelt. Bisher ist der Pfarrer oder die Pfarrerin kraft Amtes im Stiftungsrat vertreten. Künftig kann er Mitglied sein, muss es aber nicht. „Unser Wunsch ist es schon, dass Pfarrer ein Mitspracherecht haben – aber wir wissen ja nicht, wie künftige Pfarrer ihre Schwerpunkte setzen“, sagt Ritter. Auch der Kirchenvorstand soll weiter in beiden Gremien vertreten sein. Wichtig sei auch künftig der Bezug zur Emmausgemeinde, deshalb gebe es zur personellen Besetzung mehr Kann- als Muss-Bestimmungen. „Wir haben in den vergangenen Jahren etliche Krisen überstanden“, sagt Ritter, „zuerst die Finanzkrise, dann die Corona-Pandemie, jetzt schaffen wir auch, uns der Neuausrichtung der Kirchengemeinde anzupassen.“

Die Stiftung der Emmausgemeinde ist eine selbstständige, „rechtsfähige kirchliche Stiftung des bürgerlichen Rechts“ und untersteht der Aufsicht der Landeskirche. Dennoch muss das Regierungspräsidium Darmstadt die geänderte Satzung genehmigen. Jetzt erweise sich die Entscheidung von damals als richtig, so Retzbach und Ritter, dass die Stiftung im Rahmen ihrer Satzung selbstständig arbeitet und nicht weisungsgebunden durch die Landeskirche ist.

Am Sonntag wird jedenfalls erst einmal gefeiert, um 11 Uhr im Gottesdienst und anschließend bei einem Empfang „mit gutem Essen und Trinken“, versichert der Vorstand, „denn feiern konnten wir auch immer schon gut“.bpa

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