Altstadt ist verkehrsberuhigt

Wochenmarkt mit Weinausschank und neuem Obststand. Foto: Beate Schuchard-Palmert

Wochenmarkt mit Weinausschank und neuem Obststand. Foto: Beate Schuchard-Palmert

Stell dir vor, in der Altstadt gilt Schritttempo und kaum einer bemerkt es, geschweige denn, hält sich daran – so gesehen seit einigen Tagen in Eppstein.

Nach Ansage vor einigen Monaten hat die Stadt, wie berichtet, die Parkzeiten geändert und setzt jetzt auch den zweiten Teil des Verkehrskonzepts für die Altstadt, den „verkehrsberuhigten Bereich“, um: Vor einigen Tagen wurden die Schilder in Höhe der Poststraße und der Hintergasse installiert. Bürgermeister Alexander Simon ist guter Dinge, dass die neuen Verkehrsschilder nicht unbeachtet bleiben und sich Altstadtbewohner, Pendler aus den umliegenden Wohngebieten und ortsfremde Autofahrer schon bald an die neue Regelung halten, die besagt, dass Kraftfahrzeuge, Radfahrer und Fußgänger sich in der Altstadt künftig gleichberechtigt fortbewegen (s.S.9).

Darüber hinaus hat die Stadt einen neuen Versuch gestartet, den Wochenmarkt am Freitag auszuweiten und hat Händler Civan Dogan aus Bad Nauheim für den Wochenmarkt gewinnen können: Auf einer Auslage von über zehn Meter Länge bietet er Obst und Gemüse an, vorzugsweise aus der Region, was bei dem Bad Nauheimer bedeutet, dass die Erdbeeren aus Butzbach kommen, der Erdbeerregion der Wetterau.

Wegen der Überlänge des neuen Marktstandes hatte das Ordnungsamt die Durchfahrt auf der Burgstraße in Höhe des Gottfriedplatzes während Aufbau und Marktzeit komplett gesperrt, was den Unmut vieler Autofahrer und ortsansässiger Geschäftsleute erregte.

Wochenmarkt bleibt ohne Straßensperrung

„Wir wollten beim ersten Wochenmarkt mit einem so großen Stand auf Nummer sicher gehen und den Verkehr raushalten, haben aber festgestellt, dass das auch ohne Sperrung möglich ist“, sagte der für den Markt zuständige Mitarbeiter Anastasios Hatjievangelu.

An seinem ersten Verkaufstag am Freitag verirrten sich nur vereinzelt Kunden an den neuen Obst- und Gemüsestand, dabei ist der Umfang des Angebots durchaus vergleichbar mit den Auslagen eines Lebensmittelmarktes oder eines kleinen Fachgeschäfts. Vielleicht lag es am wechselhaften Wetter oder daran, dass viele Eppsteiner sich zwar einen Obststand in der Altstadt wünschen, aber aus Bequemlichkeit dann doch den Fußweg zum Markt scheuen. An der neuen Verkehrsberuhigung in der Altstadt scheint es nicht zu liegen (siehe Meldung). Schritttempo fuhren nur wenige.

Für Weinbergpfirsiche oder Aprikosen aus der Pfalz sei es noch zu früh, sagte der Händler, hatte stattdessen Plattpfirsiche aus Südeuropa und Aprikosen aus Frankreich im Angebot. Demnächst beginne die Kirschensaison, für die er seine Ware aus Ockstadt hole. Bürgermeister Alexander Simon begrüßte den neuen Marktstand persönlich und schaute auch bei den etablierten Ständen vorbei wie Antipasti-Händler Rana, Jakob Hocho mit seinen Tiroler Spezialitäten, Fadel Farzat mit syrischen Speisen und Süßigkeiten, Bärbel Vogel mit ihren Köstlichkeiten sowie dem Eine-Welt-Stand.

Etabliert hat sich auch der Weinausschank an der Weinpresse. Für viele Stammgäste des Marktes ein schöner Ausklang der Woche. Die sechs Schirme, die aus der Idee für ein „Dach für die Altstadt“ realisiert wurden, stehen zwar noch provisorisch in mobilen Ständern, haben die Marktbesucher aber schon vor dem ein oder anderen Schauer oder Sonnenstrahlen geschützt. Im Laufe des Sommers sollen sie fest installierte Bodenhülsen bekommen – allerdings ist zumindest ein Standort noch ungeklärt, denn einer der Schirme steht direkt auf dem Parkplatz der Talkirchengemeinde. Auch über die neue Optik mit sechs dauerhaft aufgestellten Schirmen sei sie „nicht glücklich“, sagte Pfarrerin Heike Schuffenhauer.

Vereine und gemeinnützige Organisationen nutzen den Markt gern als Forum, um für sich und ihre Anliegen zu werben. So zeigte Eppsteins BUND-Chef Klaus Stephan jüngst den Kindern, wie sie mit einem Akkuschrauber Bienenhotels bauen können. Die Kinder bauten und bohrten Insektenhotels aus Strohmatten oder füllten kleine Blumentöpfe mit Halmen, Holz oder Heu, um Ohrenkneifer einzuladen. Sie ernähren sich von Schädlingen wie Blattläusen, Raupen und Spinnmilben. Wildbienen standen im Fokus, denn diese Insekten spielen eine wichtige Rolle bei der Bestäubung von Pflanzen. Stephan erklärte Kindern und Eltern, wo Wildbienen Nahrung finden.

Als inspirierendes Beispiel für persönliches Engagement stellte Stephan an seinem Stand die Initiative von Sophie Dornau aus Vockenhausen vor. Die Zehntklässlerin besucht die Freiherr-vom-Stein-Schule und hat zusammen mit dem BUND im Rahmen eines Nachhaltigkeitsprojekts ihrer Schule eine Blühfläche als Lebensraum für Insekten angelegt. ccl/bpa

Das Verkehrszeichen 325.1 „Verkehrsberuhigter Bereich“

Der verkehrsberuhigte Bereich dient laut Definition der Straßenverkehrsbehörde zur Verkehrsberuhigung in geschlossenen Ortschaften. Deshalb gelten dort bestimmte Verhaltensregeln: 1. Fahrzeuge müssen in Schrittgeschwindigkeit bewegt werden, 2. Fußgänger dürfen nicht vom Fahrzeugverkehr gefährdet oder behindert werden. 3. Umgekehrt dürfen Fußgänger den Fahrzeugverkehr nicht unnötig behindern. 4. Fahrzeuge müssen innerhalb gekennzeichneter Flächen geparkt werden. Ausgenommen sind Ein- und Aussteigen sowie das Be- und Entladen. 5. Der Fußverkehr darf die gesamte Straßenbreite benutzen. Spielende Kinder sind überall erlaubt.

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