10 000 Euro seien notwendig, um die Mittel der Bücherei für Neuanschaffungen mittelfristig auf eine solide Basis zu stellen. Dafür startet die Büchereileiterin jetzt einen Spendenaufruf unter den Fittichen der Bürgerstiftung, die das Spendenkonto zur Verfügung stellt.
Als Stiftungsvorsitzende ist Cantzler das Bindeglied zwischen Bücherei und Stiftung, die sie beide ehrenamtlich leitet. Trotz der knappen Mittel kauft Cantzler rund 300 neue Bücher pro Jahr, für im Schnitt 30 Euro pro Buch, damit die Bücherei immer auf dem aktuellen Stand ist – und ausreichend Nachschub für Leseratten in den Regalen steht. Auch das Angebot an Kinder- und Jugendbüchern sei stets auf aktuellem Stand. 2580 Eppsteiner und Eppsteinerinnen waren 2024 in der Kartei der Bücherei registriert. Erfreulich für Cantzler sind die 74 Neuleser, denn knapp 400 Leser kommen regelmäßig in die Bücherei: 60 Prozent Erwachsene, 30 Prozent Kinder und zehn Prozent als Familien. Nur bei den Jugendlichen klaffe eine kleine Lücke. „Jugendliche, die gern lesen, wollen ihre Bücher selbst besitzen“, hat Cantzler beobachtet. Viele kommen später wieder, vor allem, wenn sie eigene Kinder haben. So hat sie in den vergangenen Monaten eine deutliche Zunahme von Neulesern festgestellt: Viele Neubürger, darunter viele Familien, insbesondere aus Vockenhausen, Eppstein und Bremthal, haben sich neu angemeldet. Die Corona-Zeit sei eine lange Durststrecke gewesen, doch seitdem steigen die Ausleihzahlen wieder.
Auch die Öffnungszeiten dreimal pro Woche seien dank vieler ehrenamtlicher Helfer gesichert. „Die Altersspanne unserer Helferinnen und Helfer reicht von 16 bis 85 Jahre“, sagt Cantzler. Eine Liste mit Nachrückern gebe es auch. Mit dem Wunschziel von 10 000 Euro für annähernd 1000 neue Bücher wäre die Zukunft der Bücherei mittelfristig gesichert. Deshalb möchte Cantzler ihre Spendenaktion gern in Anlehnung an die erfolgreiche Aktion für Aufforstung im Stadtwald „1000 Bücher für die Stadtbücherei“ nennen.
„Mit der Bibliothek stehen wir nahezu an letzter Stelle der Prioritätenliste im städtischen Haushalt“, weiß Cantzler, denn Kultur rangiere als freiwillige Leistung weit hinten und das Lesen ganz am Schluss. Dennoch betont sie, dass das nicht an der mangelnden Wertschätzung durch Verwaltung oder Stadtverordnete liege, sondern an den Vorschriften. So habe die Stadt seit 2010 in die Ausstattung der Räume viel investiert. 2010 wurde die Bücherei samt Regalen renoviert. 2011 schaffte die Stadt ein Online-Bücherei-Programm an und finanzierte 2022 das Update mit einem neuen, externen Anbieter. „Das hat unsere Arbeit deutlich erleichtert“, sagt Cantzler – eine Arbeit, die im übrigen auch die 17 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bücherei ehrenamtlich für ihre Mitbürger leisten. Diese sparen laut Cantzler auch nicht an Lob: „Viele Menschen schätzen unseren persönlichen Service und unser Angebot.“ Das wiederum sporne das Team an.
Bisher war es jedes Jahr möglich, dass Neuerscheinungen zu den Frühjahrs- und Herbst-Buchmessen gekauft wurden – zuletzt allerdings nur noch dank einer Spende der Bürgerstiftung. „Wegen der Haushaltssperren und der späten Genehmigung des städtischen Etats lag das Geld für freiwillige Leistungen in den vergangenen Jahren bis Mitte Juni fest und durfte nicht vorher ausgegeben werden“, erläutert Cantzler. Gezielte Käufe seien so gar nicht mehr möglich.
Die Idee, eine feste Jahresgebühr für die Nutzer zu erheben und Strafgebühren für das Überschreiten der Ausleihzeit, sei bei der Stadt schnell verworfen worden: Am Ende sei das teurer, weil die Einnahmen kaum die Verwaltungskosten decken, geschweige denn für Neuanschaffungen ausreichen würden, sagt Cantzler. Neue Bücher seien immens teuer geworden. Selbst Taschenbücher kosten weit über 10 Euro. Auf der anderen Seite sei der Preisverfall sehr hoch, so dass sich der Verkauf ausrangierter Bücher nicht mehr lohne.
Künftig möchte Cantzler finanzielle Sicherheit für Neuanschaffungen in der Bücherei durch eine zweckgebundene Rücklage aus Spenden schaffen. Unterstützung erhofft sie sich von allen Menschen, die den gesellschaftlichen Wert der Bücherei und das Lesen schätzen.
Das Ziel, 10 000 Euro über die Bürgerschaft einzuwerben, sei hoch gegriffen, das weiß auch Christina Cantzler. Mut mache ihr die Spendenaktion „1000 Bäume für den Stadtwald“ vor einigen Jahren, die die Erwartungen bei weitem übertroffen habe. Sie hofft, dass der Spendenaufruf für Bücher die Menschen genauso emotional erreicht.
Spenden sammelt die Bürgerstiftung unter dem Stichwort „1000 Bücher für die Bücherei“ auf ihrem Konto bei der Frankfurter Volksbank: IBAN: DE19 5019 0000 0022 0022 01.bpa
Kommentare