Fest der Vielfalt für alle Sinne

Zuhörer beim Gesangvortrag des Männerchors am Alten Rathaus.Fotos: Julia Palmert.

Das Bremthaler Höfefest entwickelte sich bei seiner fünften Auflage zum Publikumsmagneten. Erstmals bot Stadtarchivarin Monika Rohde-Reith zwei Führungen durch den alten Dorfkern und in ausgesuchte Höfe an, die beide gut besucht waren.

Die Vereine waren dem Ansturm an hungrigen und durstigen Gästen kaum gewachsen. Obwohl das Angebot reichhaltig und vielseitig war, waren viele Stationen zur späten Mittagszeit fast ausverkauft. Der Angelverein hätte deutlich mehr als 100 Forellen verkaufen können. Wer eine ergattert hatte und dazu noch Kartoffelsalat von Rosi Hinek war begeistert von Frische und Geschmack. Pilzpfanne und Wildbratwurst mundete den Gästen beim Liederkranz.

Ein Wiedersehen bei Erdbeerbowle und Veggie-Burger feierte Alina Schäfer aus München mit ihrem ehemaligen Trainer Klaus Steinfurth und lobte den familiären Zusammenhalt in der TSG Eppstein. Neben dem Tischtennisroboter war der Cocktail-Roboter beim Bremthaler TTV ständig belagert. Einige Höfe weiter gab es bei Familie Becker im urigen Stallgebäude Schwedenhappen – herzhafte Torte mit Kaviar, Lachs und Leberwurst und Pfannkuchentorte à la Findus. Hausgemachten Bremthaler Apfelwein schenkten die Kerbeburschen der KG Amor aus – und kelterten frischen Süßen.

Der Heimat- und Geschichtsverein stellte nicht nur altes Spielzeug und landwirtschaftliche Geräte aus. Die Frauen hatten morgens schon die Glasvitrine im Heimatmuseum üppig mit Torten bestückt.

Im Kreativhof in der Schäfergasse bei Castle-Weiß traf sich das Frauennetzwerk „Die Feldbergerin“ bei Kaffee, Kuchen, Champagner und maßgefertigten Hemden und Schuhen. Im Hof nebenan bewirtete die SG Bremthal ihre Gäste mit schwedischen Kötbullar.

Kreatives, eine Lesung mit Autorin Brina Stein, Kunsthandwerk, aber auch Praktisches wie „Wintersocken zum Sommerpreis“ gab es in etlichen Höfen und auf dem Dorfplatz. Eine schöne Idee hatte der ökumenische Gottesdienstkreis: Vor dem gut besuchten Familiengottesdienst in St. Margareta verteilte er farbige Bänder, die im Gottesdienst zu einem bunten Bild verwoben wurden.

Gut besucht war die Kirche auch am Nachmittag beim Auftritt des Gospelchors Esengo. Mit Jazz Swing und Dixie machte das Eppsteiner Trio „Sax-Akkord“ Stimmung auf dem Dorfplatz.

Von Hakenhöfen, Milchküche und Brennerei 

Auf dem Dorfplatz folgten die Musikschulkinder und der Männerchor. Auch in den Straßen und vor den Höfen wurde musiziert. Ungewöhnliche Hintergrundmusik bot der historische Leierkasten im Hof der Ostafrikahilfe, der ganz ohne Muskelkraft leierte. Guido Ernst hat das gute Stück für einen befreundeten Schausteller mit einem Elek-tromotor automatisiert und darf ihn nun ausleihen. Der Burgverein war mit seiner Premiere auf dem Höfefest sehr zufrieden: Die Reibekuchen waren genauso begehrt wie beim Weihnachtsmarkt und die Eppsteiner Rotte zeigte Kindern das Bogenschießen auf Sperrholzfiguren.

Auch Hessens neuer Justizminister, Christian Heinz aus Niederjosbach, war mit Frau und Kindern auf dem Höfefest unterwegs und lobte das abwechslungsreiche Angebot, auch für Familien. 

Von den Ursprüngen Bremthals als eine Gründung der Herren von Eppstein um 1100 bis zur jüngeren Geschichte etlicher Häuser und Höfe  reichte der Bogen, den Stadtarchivarin Monika Rohde-Reith bei ihren Führungen spannte. Als typisch für Bremthal zeigte Rohde-Reith das als Hakenhof angelegte Anwesen in der Wiesbadener Straße 23 und lobte die Wiederherstellung des um 1685 errichteten Fachwerkgebäudes, das von Ortsbild prägender Bedeutung sei, wie auch die benachbarten Gebäude 25 und 27, die zu den ältesten Gebäuden in Bremthal gehören. 

In einem davon war die ehemalige Milchküche untergebracht. Von ihr wusste Rohde-Reith, dass sie auch ein beliebter Treffpunkt war, wenn die jungen Mädchen dort abends die frischgemolkene Kuhmilch ablieferten. Beim Rundgang wies sie auch auf besondere Fachwerkformen hin wie den „Wilden Mann“ oder „Andreaskreuze“ am Wohnhaus Wiesbadener Straße 31. Erbaut wurde es Ende des 17. Jahrhunderts mit reichem Sichtfachwerk. Die 1718 errichtete Scheune verrät auf einer Inschrift die Namen ihrer Erbauer als „Georg Malchy und seine Frau Maria Katharina“.

Von vergangenen Zeiten erzählte auch das längst geschlossene Gasthaus zum Schwanen in der Wiesbadener Straße. Bekannt ist, dass Johann Ickstadt die Wirtschaft seiner Eltern 1867 übernahm. Jahrzehntelang wurden dort Tanzstunden, die Eröffnungsfeier der neuen Schule 1903 und diverse Feste der früheren Kerbegesellschaft „Feucht“ und des ehemaligen Gesangvereins Germania gefeiert, bis zur Schließung 2001.

Die letzte Bremthaler Schnapsbrennerei betrieb Alex Ernst in der Wiesbadener Straße 18, gegenüber der Kirche. Er war der stolze Besitzer des ersten Autos, eines Opel P4, in Bremthal.   

An der unteren Ecke zur Grabenstraße stand das Gasthaus „Adler“ mit Gartenwirtschaft. Geführt wurde es von Josef Ickstadt und seiner Frau Katharina, die in Bremthal als Betreiberin des Konsum-Ladens nur „Konsum-Kätje“ hieß. Aber auch über Pumpstation und Bornberg verriet Rohde-Reith wissenswerte Details, zum Beispiel, dass neben dem Trafohäuschen die Gemeinde-Waage untergebracht war.

Um 1200 wurde das erste Gotteshaus, eine Kapelle errichtet. Um 1500 wurde es durch eine spätgotische Kirche ersetzt, etwa halb so groß wie die 1889 eingeweihte heutige Kirche.    jp/bpa

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