Lachende Männer, plaudernde Frauen und kichernde Kinder ließen sich in allen Tonarten vernehmen. Nachdem Geiger Tom Schilbach, Saxophonist Jörg Belten und Ulrike Drommeshauser am Klavier sich eingestimmt hatten, strömte der Chor „ReSoNanz“ auf die Bühne. Zum Auftakt erklang „Alle Vögel sind schon da“. Das Publikum erwies sich als sangesfreudig. Wer vorher nicht gelächelt hatte, tat es jetzt. Wer vorab müde schien, dessen Augen begannen zu leuchten. Der Chor „ReSoNanz“ übernahm das musikalische Zepter mit dem Evergreen „Auf einem Baum ein Kuckuck saß“, der bereits 1830 seinen Weg in die Notenbücher fand. Einst eher bei der Fastnacht geschmettert, wurde „der Kuckuck“ dann in Studentenkreisen als Trinklied populär. Mit ansteigender Promille gelang es den Sängern jedoch immer weniger, den Refrain „Simsaladim bamba saladu saladim“ zu bewältigen, weshalb das Lied aus den Weinstuben verschwand. In Eppstein brachte es dem Publikum viel Erheiterung, verknotete sich auch manche Zunge beim Versuch, das Simsaladim korrekt mitzusingen.
„Come with me my love“ von Yolan Trabsky brachte der Chor zwölfstimmig mit dicht gewebten Melodiebögen und federndem Schwung zu Gehör. Positive Energie verbreiteten das traditionell afrikanische Lied „Mamaliye“ und der spirituelle Song „Evening rise“.
Im Saal loderte kurzzeitig fiebrige Atmosphäre bei der „Tangostunde“ auf. Losgelöst vom fließenden Rhythmus in „Swingin‘ the night away“ wechselte der Chor melodiös schön geführt und mit subtil herausgearbeiteter Finesse hinüber zu „Nightingale“ und „Blue Moon“. Unter der Leitung von Enikö Szendrey blühten die Sängerinnen und Sänger sichtlich auf, verbreiteten gute Laune und agierten mit viel Freude.
Reichlich Applaus erhielt auch Solistin Maresa Stieball für ihr „Sing a rainbow“. Sie überraschte zugleich mit einem gesprochenen Part bei „Ein Männlein steht im Walde“. Unter koketter Einbeziehung des Publikums interpretierte Angela Stieball das „Vergebliche Ständchen“ von Johannes Brahms. Als glockenhelles Duo präsentierten Valentina und Bärbel Thiele das „Wiegenlied“. Mutter und Tochter meisterten in verteilten Rollen das anspruchsvoll zu singende „Spinn, spinn“ von Siegfried Strohbach.
Pianist Nehat Mia hatte Béla Bartóks Scherzo aus der Suite Op. 14 einstudiert. Enikö Szendrey vermerkte: „Die Partitur sieht aus, als wäre ein Kobold über das Papier gehüpft.“ Nehat Mia jonglierte mit raffinierten Verzierungen und rasanten Tempi. „Etude Op. 10 Nr. 4“ von Fréderic Chopin gestaltete er als tollkühnen Parforceritt auf der Klaviatur.
Bärbel Thiele vereinnahmte die Zuhörerschaft mit „Quae moerabat“ von G. B. Pergolesi. Dissonante Geräusche eines vorbeifahrenden Motorrades leiteten Mozarts „Laudate Dominum“ ein, konnten sich aber gegen die schwelgende Klangkunst von Claudia Erwin, Tom Schildbach und Ulrike Drommeshauser nicht durchsetzen.
Aus Mozarts Oper „Così fan tutte“ ertönte das Duett „Ah guarda sorella“, die bezaubernde Konversation von Fiordiligi (Claudia Erwin) und Dorabella (Angela Stieball). Den Sängerinnen gelang ein stimmlich reifer Vortrag. Das Duett fungierte als Rausschmeißer in die Pause, verlockte jedoch aufgrund der gebotenen Qualität das Publikum eher dazu, im Saal zu bleiben. Wen es dennoch ins Foyer zog, der gönnte sich Mineralwasser, Weißwein oder knusprige Käsestangen an den Bistrotischen.
Robert Schumanns „Frühlingslied“, interpretiert von Claudia Erwin und Bärbel Thiele, geleitete in den zweiten Teil des Programms. Von der Romantik ging es direkt zum barocken „Sound the trumpet“ von Henry Purcell, dargeboten von Angela Stieball und Bärbel Thiele. Die Sängerinnen vereinten ihre Stimmen souverän im vokalen Wechselspiel.
Als nächstes setzte sich Jonas Belten an den Konzertflügel. Er begleitete seinen Vater Jörg und dessen Saxophon beim „Yesterday“. Die beiden zelebrierten die herbe Süße, die das „Gestern“ von Paul McCartney in sich trägt.
„Die with a smile“, in einer Version von Lady Gaga und Bruno Mars, hatte Laura Tilburgs vorbereitet. Begleitet wurde sie von Kerstin Heid an der Gitarre. Die junge Sängerin zog das Publikum mit ihrem Vortrag in ihren Bann.
Das bekannteste Blumenmädchen der Welt eroberte nun die Bühne. Eliza Doolittle (Angela Stieball) ließ Blüten in Form von eleganten Tönen in den Saal regnen und punktete mit ihrer unterhaltsamen Darstellung von „I could have danced all night“.
Es gab viele Bravorufe für alle Beteiligten. Auch Ulrike Drommeshauser, die so viele Schülerinnen und Schüler auf dem Klavier begleitet, verbeugte sich lächelnd. Ihre Zuarbeit war auch bei diesem Konzert wie ein fundiertes Sicherheitsnetz, auf das sich alle verlassen konnten.
„Que sera sera“ als gemeinsamer Rundgesang bildete den Abschluss dieses singenden und klingenden Mai-Konzertes. Dass sie Musik lieben und Menschen für ein Instrument oder Gesang begeistern, haben die Musikalische Leiterin Gesche Wasserstraß und ihr Kollegium wieder einmal eindrucksvoll bewiesen.uki
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