Christoph Roßner: „Spuren in die Gegenwart vergraben“

Roßners Skulptur „Himmel & Hölle“.Foto: Christoph Roßner

Vom 26. Mai bis zum 2. Juni verwandelt sich das Betriebsgelände der Firma MB Baumdienste an der L3011 bei Niederjosbach zum größten Freiluftatelier der Region.

Die Jury des Arbeitskreises Kultur Eppstein sichtete für das neunte Holzbildhauer-Symposium viele Lebensläufe, virtuelle Galerien im Internet und unzählige Bewerbungen auf Papier, ehe sie sich für acht Holzbildhauerinnen und Holzbildhauer entschied.

Theaterregisseurin Uta Kindermann ist während des Symposiums für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig. In acht Porträts der Symposiumsteilnehmer berichtet sie über Wünsche, Werdegänge und Visionen der Kunstschaffenden.

Christoph Roßner wurde 1961 im erzgebirgischen Schlema geboren. 1978 bis 1981 absolvierte er eine Lehre zum Holzbildhauer. 1992 bis 1996 folgten ein Studium an der Fachhochschule für Angewandte Kunst Schneeberg und ein Praktikumssemester Bildhauerei an der Hochschule in Dresden. Zum Studienende ergab sich für Christoph Roßner die Möglichkeit eines Gaststudiums „Metallwerkstatt“ in St. Petersburg. Seit 1991 ist Roßner freischaffender Künstler, Bildhauer, Objektbauer und Installateur. Roßners Schaffen umfasst projektbezogene Lehrtätigkeiten, Werke im öffentlichen Raum und Kunst für Privatsammlungen. Er organisiert Ausstellungen und nimmt Arbeitsaufenthalte im In- und Ausland wahr. Seinen Lebensmittelpunkt hat der Künstler im sächsischen Bad Schlema.

Roßner spricht von sich als einem Suchenden nach komprimierten und reifen Formen. Seine Skulpturen, freie Objekte und Installationen können abstrakt oder figürlich sein. Meistens sind sie minimalistisch und laden , so der Künstler, „zu einer spielerischen Inbesitznahme ein.“ Figuren gestaltet er farbintensiv. Nach seinen Worten entbehren diese nicht einer gewissen Komik. Den Holzbildhauer interessieren Menschen in Beziehungsgeflechten.

Ob er schon einen Baum gefällt, gepflanzt oder umarmt hat? „Gefällt… jein. Zwei Drittel meiner Tannen habe ich gekürzt. Das war so aufregend, dass ich den Vorgang aufschrieb. Gepflanzt… ja. Ich habe eine Streuobstwiese angelegt. Umarmt… möglich. Vielleicht war da auf dem Stamm oben ein Kopf drauf und die Äste waren zwei Arme mit Fingerzweigen dran“, antwortet Christoph Roßner lächelnd.

Sein Interesse an der Bildhauerei zeigte sich schon früh. Als kleiner Junge staunte er im örtlichen Museum über die geschnitzten Alltagsszenen von Emil Teubner in den Vitrinen. Auch Ernst Dagobert Kaltofens lebensgroßen Bergmann in der Neustädtler Kirche in Schneeberg schaut er sich genau an.

Auf die Frage, inwieweit der Wohnort Einfluss auf sein künstlerisches Schaffen genommen hat, weiß Christoph Roßner Folgendes zu sagen: „Viele Jahre wollte ich mich von meinen Wurzeln distanzieren. Das hat nicht geklappt. Jetzt akzeptiere ich meine Heimat als Kraftquelle. Es liegt viel thematischer Stoff vor der Haustür. Tiefgreifend geformt hat mich das eigene Schaffen, vielleicht, weil man dabei auch leidet.“

Für ihn als Künstler ist der schönste Augenblick im Entstehungsprozess seines Werkes, wenn Idee und Material miteinander verschmelzen, wenn seine Hände gegen die Härte der Materie bestehen und das Werk immer deutlicher hervortritt.

Was sagt der Künstler den Menschen über den letzten Baum, der gefällt worden ist? „Ich stelle mir eher einen uralten Baumriesen vor, der einem kleinen Bäumchen vom mangelnden Respekt erzählt, vom Menschen, welcher das Gleichgewicht aller natürlichen Prozesse überstrapazierte. Einen Baum, der klagt über das Verschwinden der Arten, aber auch flüstert von der Liebe der Menschen zu den Bäumen, weil diese Sauerstoff, Schatten und Lichtgeflirr in den Ästen sowie Blüten, Früchte und hölzernes Baumaterial gaben. Doch die Bäume sind widerstandsfähiger. Ohne den Menschen würde es ihnen bessergehen“, so formuliert Christoph Roßner seine Antwort.

Informationen und weitere Hintergründe finden sich auf der Internetseite des Kulturkreises Eppstein www.kk-eppstein.de.

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