100 Jahre Dattenbachbrücke – Sie verbindet Menschen und Orte

Manuela Mack (li.) und Martina Smolorz schmücken die Brüstung, die eine Medaille mit einem Vogel und dem Erbauungsjahr 1925 zeigt.

Manuela Mack (li.) und Martina Smolorz schmücken die Brüstung, die eine Medaille mit einem Vogel und dem Erbauungsjahr 1925 zeigt.

Am vergangenen Wochenende feierte Ehlhalten das hundertjährige Bestehen der Brücke über den Dattenbach in der Langstraße. Rund 25 Anwohner und Gäste kamen vorbei, um das Jubiläum zu würdigen, darunter auch Bürgermeister Alexander Simon mit seiner Tochter.

Ortsvorsteherin Martina Smolorz hielt eine bewegende Ansprache, in der sie betonte, wie sehr die Brücke über die Jahrzehnte hinweg die Gemeinschaft verbunden und Fahrwege erleichtert habe. „Brücken verbinden nicht nur Orte, sondern auch Menschen. Sie sind ein Symbol für Gemeinschaft und Zusammenhalt“, sagte sie.

Ihr besonderer Dank galt Mechthild Hannl, die großzügig ihren Hof neben der Brücke zur Verfügung stellte, damit überhaupt an Ort und Stelle gefeiert werden konnte, ohne die Straße zu sperren. Denn in Höhe der Brücke ist die Langstraße arg beengt. Smolorz dankte ihrem Mann Peter für den Aufbau und besonders Manuela Mack für ihre Hilfe bei der Archivierung von Berichten, Tagebucheinträgen und Bildern über Ehlhaltens Geschichte. Manuela Mack wurde durch einen Bericht in der Eppsteiner Zeitung über den Aufbau eines Ehlhalten-Archivs aufmerksam. Beide Frauen teilen die Begeisterung für die Geschichte des ehemaligen Bauerndorfs. Sie sammeln und digitalisieren alle Funde, darunter auch eine Federzeichnung von Ferdinand Balzer. Smolorz und Mack wollen ein Stichwortverzeichnis fürs Archiv erstellen. Dafür suchen sie noch Unterstützung bei der Digitalisierung.

Schon in ihrem Amt als Ortsvorsteherin hat sich Smolorz viel mit der Geschichte Ehlhaltens auseinandergesetzt. Es gab früher schon in Ehlhalten trockene Sommer, aber auch Überflutungen. Die Bäche Ehlhaltens wurden laut Aufzeichnungen mit Ochsengespannen, mit nassen Füssen, oder nur zu trockenen Zeiten über eine Furt überquert. 1834 wurde die wichtige Brücke über den Silberbach in der heutigen Straße „Am Brühl“ gebaut, 1982 immerhin ein Steg für Fußgänger in Höhe der Schönwiesen errichtet. Im 18. oder 19. Jahrhundert wurde erstmals eine Brücke über den Dattenbach gebaut. Wie ein Foto von 1908 zeigt, führte vor dem Neubau 1925 eine Doppelbrücke über den damals viel breiteren Lauf des Dattenbach.

Mechthild Hannls Haus war damals noch eine Scheune, vor der der Bach breiter als heute und ganz anders geflossen sei. Bis heute beschäftigt sich die Stadt mit dem Thema Hochwasser. Allein im 19. Jahrhundert sind vier Hochwasser dokumentiert, drei im 20. Jahrhundert. Mechthild Hannl erlebte als junge Frau, bevor ihr heutiges Haus errichtet wurde, das Hochwasser von 1981 in Ehlhalten, bei dem das Wasser bis in ihr Elternhaus hineinfloss. Aktuell sind Rückhaltebecken für Ehlhalten und Bremthal in Planung (siehe Seite 5). Diese künstlich angelegten Becken dienen dazu, Regenmassen vorübergehend zu speichern und den Abfluss zu verzögern.

Auch die 1925 neu errichtete Ehlhaltener Brücke blieb nicht von der Zeit unberührt. So hat im Laufe der Jahre die Korrosion ihre Spuren hinterlassen und auch Pferde, Ochsenfuhrwerke, Heuwagen, Erntefahrzeuge, Autos und längst auch schwere Lastwagen haben die Struktur der Brücke verändert. Um weitere Schäden zu verhindern, wurde schon vor Jahren eine Tonnagebegrenzung eingeführt. Auch plant die Gemeinde bereits notwendige Instandhaltungsmaßnahmen, um die Brücke für etliche weitere Jahre zu erhalten.

Abschließend übergab Smolorz Mechthild Hannl zum Dank ein Foto von der alten Doppelbrücke.

Nach dieser Rede taten sich alle Zuhörer an einem reichhaltigen Kuchenbuffet, Kaffee und Softgetränken oder Bier gütlich. Mittelpunkt der Kuchentafel war ein Kuchen in Brückenform mit der Aufschrift Dattenbachbrücke, den Martina Smolorz selbst gebacken hatte und zur Feier des Tages anschnitt. In einem Pavillon konnten die Besucher Fotografien der alten Brücke von 1902 und 1964 sehen, sowie Zeitungsberichte über die Geschichte des Bachs lesen. Auf Plakaten waren „Die Bedeutung der Bäche fürs Handwerk“, sämtliche „Hochwasservorkommnisse“ zwischen 1832 und 1981 dokumentiert. Anekdoten und Schilderungen aus einer Schulchronik von 1886 ergänzten die Übersicht.

Auch die fünf Bäche Ehlhaltens wurden anschaulich erklärt und ihre Bedeutung für die ehemals drei Mühlen in Ehlhalten: der teils stillgelegte und nur noch in der Steinrinne erhaltene Mühlgraben der Neumühle, der Mühlgraben, der das Silberbachwasser zur Silbermühle ableitete, der Name des dritten Baches lautete 1668 Moistelbach, 1910 Almehbach und seit 1967 Dorfbach. Er entspringt in der westlichen Feldmark und verschwindet heute an der „Kohlgrube“ im Kanalrohr unter der Gräflichen Straße. Der größte von ihnen, der Dattenbach wurde vermutlich nach dem Dattenberg benannt. Das bei Kröftel entspringende Wasser hieß bis zum Zusammenfluss mit dem aus Schloßborn kommenden Weiherbach Kröftelbach, dann Dattenbach, und fließt ab Eppstein als Schwarzbach Richtung Main. Der Fünfte ist der von Schloßborn südlich des Spitzebergs durchs Silberbachtal fließende Silberbach.

Das hundertjährige Jubiläum der Ehlhaltener Brücke war eine wunderbare Gelegenheit, sowohl die Vergangenheit zu feiern als auch zuversichtlich in die Zukunft zu blicken: Die Brücke als Symbol und Wahrzeichen für die Gemeinschaft, die auch in Zukunft Geschichten und Menschen miteinander verbindet. ccl

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