Am Freitagnachmittag passte Bürgermeister Alexander Simon im Fußballtrikot den ersten offiziellen Ball vom noch strahlend weiß glänzenden Spielfeldmittelpunkt zu den Jungs, die zuvor bereits erwartungsvoll mit ihren eigenen Bällen über das Spielfeld geschwärmt waren. Auch einige Jugendspieler der SG Bremthal testeten den neuen mit Sand verfüllten Kunstrasenbelag. Gemeinsam mit Ortsvorsteher Henning Quitzau und Rüdiger Schreiber vom Sportfreunde-Vorstand begrüßte Simon die Gäste, die zur Eröffnung gekommen waren. Spontan entspannen sich erste Spiele über kurze Distanz zu den flexibel aufstellbaren Toren.
Die alten Herren der Sportfreunde überließen das Feld an diesem Nachmittag dem Nachwuchs. Der brannte schon seit Monaten darauf, den neuen Kunstrasenplatz auszuprobieren: Heike Quitzau und Hilke Schaust hatten ihre Söhne Claus und Leo zur Eröffnung begleitet: „Endlich müssen sie nicht mehr den steilen Berg zum Multi-Platz an der Gesamtschule hinauf“, waren sie sich einig. Auch Quitzaus älterer Sohn Edgar stand an diesem Tag zeitweise im Tor oder als Feldspieler auf dem Platz: Der 24-jährige Sportstudent schnürte seine ersten Fußballschuhe als Jugendspieler bei den Sportfreunden, als der Verein noch in der Kreisliga zu Hause war, und hatte sichtlich Spaß an dem Spiel auf dem neuen Untergrund. Die Vockenhäuserin Hilke Schaust erinnert sich noch gut an den alten Sportplatz: „Ich war Ende der 1980er Jahre das einzige Mädchen in der Jugendmannschaft.“ Mit zwölf Jahren sei sie dann zu alt für ein gemischtes Team gewesen.
Rüdiger Schreiber berichtete, dass die Sportfreunde den Platz schon seit dem Jahreswechsel nutzen, für die wöchentlichen Trainingsabende und das ein oder andere Freundschaftsspiel. „Der Platz ist einfach nur toll, kein Vergleich zu dem heruntergekommenen alten Sportplatz“, sagte er und nutzte die Gelegenheit, für die Freizeitmannschaft der Sportfreunde zu werben: „Wer älter als 18 Jahre ist, ist bei uns willkommen: Wir trainieren montags und dienstags und haben mittwochs hin und wieder Spiele.“ Deshalb ist der Platz vorläufig nur an den anderen vier Tagen stundenweise geöffnet: Donnerstag und Freitag von 13 bis 19 Uhr, samstags von 9 bis 19 und sonntags von 10 bis 19 Uhr .
Über die Zeiten lasse sich noch reden, sagte Bürgermeister Alexander Simon. Allerdings berichtete er am Montag, dass schon nach dem ersten Wochenende Beschwerden eingetroffen seien: Am Samstag meldete ein Anlieger der Straße An der Embsmühle, dass noch gegen 20.55 Uhr gespielt wurde, am Sonntag wurde noch um 20.05 Uhr ein Verstoß gegen die offizielle Nutzungszeit gemeldet, die um 19 Uhr endet. Nun müsse intern erörtert werden, wie die Stadt damit umgehen wolle, dass die Spielzeit überzogen werde, sagte Simon. Von Anfang an sei klar gewesen, dass die Freigabe für die Öffentlichkeit eine Vertrauensfrage sei.
Trotzdem: Am Freitag waren sich alle einig: „Hier ist etwas Schönes entstanden“, griff der Ortsvorsteher die Stimmung auf. Rund um den neuen Platz hatte die Stadt in den Tagen zuvor Rasen eingesät, einige Bäume gepflanzt, Findlinge zur Begrenzung des Wegs abgelegt und Schilder aufgehängt, die den Weg zum Zugang auf der Rückseite weisen. 630 000 Euro hat sie in die neue Kleinfeld-Sportanlage investiert.
Der angrenzende neue öffentliche Parkplatz wird auch schon gut genutzt, demnächst stehen dort zwei Stromtankstellen zur Verfügung. Unter dem Parkplatz nimmt ein riesiges Rückhaltebecken bei Bedarf Starkregen auf, um die Kanalisation und den Dattenbach zu entlasten.
Auch beim TuS Niederjosbach wird die Nutzung des neuen Multifunktionsplatzes in Vockenhausen genau beobachtet. Jugendtrainer Dieter Berdux gratulierte zur Eröffnung und nutzte die Gelegenheit, um dem Bürgermeister einen Wunsch des TuS vorzutragen. Auch dort sei der Multifunktionsplatz äußerst beliebt bei Freizeitkickern. Allerdings ohne die entsprechende Freigabe durch die Stadt: „Weil das Tor außerhalb der Trainings- und Spielzeiten immer geschlossen ist, klettern die Jungs derzeit einfach über den Zaun.“ Das möchte der Verein ändern und den Platz zumindest zeitweise freigeben. „Verhindern können wir es ohnehin nicht und außerdem ist es uns lieber, die Jugendlichen spielen Fußball, als dass sie vorm Computer sitzen oder Unfug anstellen.“
Der TuS strebt eine ähnliche Regelung wie die Sportfreunde an: Außerhalb der Trainingszeiten soll der Platz stundenweise geöffnet bleiben. Bislang scheitere das an ungeklärten Haftungs- und Versicherungsfragen, sagte Berdux: „Der Verein möchte die Nutzung auf eigene Gefahr erlauben. Das ist uns lieber, als dass sich jemand beim Klettern über den Zaun verletzt.“bpa
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