Atmosphärische Klangwelten in der Talkirche

Oli Bott (Vibraphon) und Cellistin Anna Carewe verzauberten mit ihrer Musik die Zuhörer in der Talkirche.Foto: Jonas Schönian

Oli Bott (Vibraphon) und Cellistin Anna Carewe verzauberten mit ihrer Musik die Zuhörer in der Talkirche.Foto: Jonas Schönian

Am Freitagabend wurde die Talkirche Eppstein zum Ort eines besonderen Klangzaubers. Das Duo Oli Bott (Vibraphon) und Anna Carewe (Cello) präsentierte unter dem Motto „Trance & Rhythm – Cello meets Vibraphone“ ihr gleichnamiges Album aus dem vergangenen Jahr –

... und nahmen ihr Publikum mit auf eine musikalische Reise, die stilistisch so facettenreich war wie ein gut kuratierter Soundtrack für einen packenden Hollywood-Blockbuster.

Schon nach wenigen Minuten fühlte man sich in eine andere Welt versetzt: mal wie in einen epischen Fantasyfilm, mal wie beim Einzug in einen Freizeitpark voller Magie, der nächste Moment konnte düster klingen, wie ein Horrorstreifen – alles gekonnt, niemals aufgesetzt. Zwischen verspielter Leichtigkeit, tiefgründiger Melancholie und spannungsgeladener Intensität erschufen die beiden Musiker ein Konzert voller Atmosphäre – unterstützt von der warmen, hallreichen Akustik der nahezu voll besetzten Kirche. Die beiden Künstler erzählten Geschichten mit ihren Instrumenten.

Das Programm, rund 20 Stücke mit rund 90 Minuten Spielzeit, reichte von Klassikern großer Komponisten wie Vivaldi, Bach und Lucas Ruiz de Ribayas bis hin zu Jazz-Größen wie Mongo Santamaria oder Duke Ellington. Gerade Letzterer wurde mit seinem Stück Caravan geehrt – laut Bott ein Dauerbrenner im Repertoire des Duos: „Diesen Titel spielen wir schon seit 17 Jahren – aber irgendwie immer ein bisschen anders“, scherzte er.

Dabei wurde schnell klar: Diese beiden leben Musik. Bott entlockte dem Vibraphon mit vier Schlägeln gleichzeitig mal perlende Melodien, mal rhythmische Akzente – manchmal nutzte er sogar eine Hand für zusätzliche Percussion, während die andere das Vibraphon weiterklingen ließ. Carewe glänzte mit einer wunderbar klaren Intonation und ließ ihr Cello mal singen, mal flüstern – sehr dynamisch, stark emotional und hoch perfektioniert – beide.

Fast jedes Stück wurde von Anekdoten und Hintergrundinformationen begleitet – was den Abend nicht nur musikalisch, sondern auch menschlich besonders greifbar machte. Besonders berührend war Carewes Kommentar nach Bachs Duetto IV a-Moll BWV 805: „Ich bin selbst regelrecht mitgenommen, obwohl ich das gerade gespielt habe! Bach ist einfach großartig – das klingt oft improvisiert und bleibt immer frisch!“

Die abschließende Zugabe – Bachs weltbekannte Air aus der Suite Nr. 3 in D-Dur – war ein Gänsehautmoment, der den Abend würdig abrundete. Und obwohl die beiden Künstler ein wenig überzogen hatten, nahm es ihnen niemand übel – im Gegenteil: „Wir überziehen, weil es mit euch zu viel Spaß macht!“, lachte Bott zum Abschied.

Auch das Kulturkreis-Team – Veranstalter des Abends – war nach dem Konzert überwältigt: „Wir sind alle total begeistert, hatten hier ganz neue Klangerlebnisse – vielen, vielen Dank!“

Und das Publikum? Das war ebenso angetan: „Sooo toll, vielen Dank!“, „Dieses Harmonische fand ich ganz unglaublich!“ oder ganz schlicht: „War ein tolles Konzert!“ – waren einige der vielen Reaktionen des Publikums.

Das Duo, das seit 17 Jahren zusammenspielt, fühlt sich in Eppstein sichtbar wohl. Bott dazu: „Ich habe eine enge Verbindung zum Kulturkreis, komme selbst aus Eppstein – man kennt sich seit 20 Jahren, und die Organisation ist hier immer großartig.“

Natürlich hatte das Duo auch CD’s mit im Gepäck und signierte sie nahbar und sympathisch direkt im Anschluss. Ein Gedanke des Redakteurs zum Abschluss:

Auch wenn gerade den jüngeren Menschen oft suggeriert wird, Musik müsse jung, laut oder „modern“ sein, jünger als 2010 – dieses Konzert hat eindrucksvoll bewiesen, dass selbst Werke aus dem 14. Jahrhundert heute noch tief berühren können – und dass echte Instrumente, handgemacht, eine so unmittelbare Ausdruckskraft haben, die man einfach live erleben sollte. Vor allem, da sie extrem individuell und dynamisch auf die verschiedenen Spielintensitäten reagieren. js

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