Musik, die ins Ohr geht und die Menschen mitnimmt

Das Stefan Varga-Trio bei Jazz im Autohaus: Stefan Varga an der Gitarre, Jens Biehl am Schlagzeug und Wolfgang Ritter am Kontrabass. Foto: Jonas Schönian

Über 50 Musikliebhaber versammelten sich am Samstag im Autohaus Gottron in Bremthal, um ein außergewöhnliches Jazzkonzert des Stefan Varga-Trios zu erleben.

„Ich wünsche uns einen guten Abend“, meldete Varga, um kurz darauf selbstironisch und schmunzelnd festzustellen „Vielleicht doch eher einen schönen Mittag und Tag“, da das Konzert als Matinee um 11 Uhr vormittags startete. Dieser kleine Patzer, aber auch die Anmoderationen zu den einzelnen Titel, gespickt mit Anekdoten zur Entstehung des zweiteiligen Albums „Orpheus“ zeigte deutlich: Hier sind keine abgehobenen Musiker am Werk, sondern Menschen, die es einfach Lieben, zu musizieren und zu unterhalten.

Unter dem Titel „Lieder ohne Worte“ bot die dreiköpfige Gruppe – neben Stefan Varga an der Gitarre, Wolfgang Ritter am Kontrabass und Jens Biehl am Schlagzeug – ein musikalisches Spektakel, das die Zuhörer von Anfang bis Ende in seinen Bann zog.

Der Eppsteiner Stefan Varga ist kein Unbekannter in der Musikszene und hat bereits für den Fernsehsender Arte Filmmusiken geschrieben sowie mit dem ungarischen Jazzgitarristen Tibor Eichinger zusammengearbeitet. Wolfgang Ritter ist bekannt durch seine Bands „Tobsucht“ und „Paddy goes to Hollyhead“ und beteiligt sich auch an Musicalproduktionen. Jens Biehl wiederum ist eine feste Größe in der Liveszene im Rhein-Main-Gebiet und hat bereits mit renommierten Musikern wie der HR-Big Band, Bob Degen und vielen weiteren zusammengearbeitet.

In seinem neuen Programm bezieht sich der Eppsteiner Gitarrist auf den Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy, der vor 200 Jahren mit seinen „Liedern ohne Worte“ einen neuen Werktypus schuf. Wie beim großen Vorbild steht bei Vargas Instrumentalstücken stets der gesangliche Charakter der Melodie im Vordergrund.

Die Veranstaltung zeichnete sich auch – wie beim Kulturkreis Eppstein sowie dem Autohaus Gottron längst Routine – durch eine erstklassige Organisation aus. Essen und Getränke wurden zu fairen Preisen angeboten, ohne lange Wartezeiten. Der großzügige Platz und die angenehme Akustik des Autohauses trugen ebenfalls zur gelungenen Atmosphäre bei, zumal ein Konzert in dem hellen Verkaufsraum zwischen Neuwagen und E-Scootern ohnehin einzigartig sein dürfte.

Die Stimmung war von Anfang an mitreißend, und die Musik des Trios erwies sich als erstklassig. Ein absolut angenehmer Jazz, der auch Jazz-Normal-Verbrauchern sofort ins Ohr ging – ohne ausschweifende, experimentelle Einlagen und doch eindeutig Jazz, ohne ausgelutschten Alltagsbrei mit Soli für und von jedem der drei Musiker – mal geschrieben und mal improvisiert, ein Genuss für Musikliebhaber. Das Resultat: Sowohl das Publikum als auch die Bandmitglieder genossen sichtlich jede Sekunde des Konzerts.

Ein bemerkenswertes Stück war „Cinderella“, das der Gitarrist des Trios während eines Workshops in Italien komponierte. Dieses melodiös melancholische Stück präsentierte eine bemerkenswerte Vielfalt von ruhigen aber auch schnelleren rhythmischen Passagen, die sich stellenweise fast wie ein „uptempo Broadway“ Stück anfühlten – eine schön gelungene Mischung.

Das Set umfasste insgesamt zehn Titel, Setlists lagen dazu an den Sitzplätzen aus. Diese enthielten sogar kurze Informationen zu den Liedern, wie bei „Valse pour Momo“, einem Walzer, der Erinnerungen an Vargas lustigen aber verstorbenen Kater wecken sollte und für sein zweiteiliges Album Orpheus umgearbeitet wurde zu „Only by the night“ mit der Sängerin Naomi Kraft.

Bei dem Konzert selbst wurde nicht gesungen, nicht ohne Grund hieß es „Lieder ohne Worte“, aber Worte brauchte es auch nicht, um die Emotionen der Stücke direkt in die Herzen der bunt gemischten Zuhörerschaft zu transportieren.js

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