Martina Kreitmeier: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“

Martina Kreitmeiers Skulptur „Lebenswege“.Foto: Martina Kreitmeier

Vom 26. Mai bis zum 2. Juni verwandelt sich das Betriebsgelände der Firma MB Baumdienste an der L3011 bei Niederjosbach zum größten Freiluftatelier der Region.

Die Jury des Arbeitskreises Kultur Eppstein sichtete für das neunte Holzbildhauer-Symposium viele Lebensläufe, virtuelle Galerien im Internet und unzählige Bewerbungen auf Papier, ehe sie sich für acht Holzbildhauerinnen und Holzbildhauer entschied.

Theaterregisseurin Uta Kindermann ist während des Symposiums für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig. In acht Porträts der Symposiumsteilnehmer berichtet sie über Wünsche, Werdegänge und Visionen der Kunstschaffenden.

Geboren wurde Martina Kreitmeier 1970 in Dachau bei München. Von 1988 bis 1990 absolvierte sie eine Schreinerlehre und war drei Jahre als Schreinergesellin tätig. 1995 schloss sie an der Meisterschule für Schreinerhandwerk in Ebern ihre Meisterprüfung ab. An der Fachakademie für Form- & Raumgestaltung in Cham studierte Martina Kreitmeier drei Jahre, bevor sie sich ihr umfangreiches Betätigungsfeld erschloss.

In den darauffolgenden vier Jahren arbeitete sie in unterschiedlichen Sparten wie Innenarchitektur, Möbeldesign, Messebau und fertigte auch Bühnenplastiken für die Bayerische Staatsoper an. Von 2002 bis 2007 machte sie in München eine Ausbildung zur Holzbildhauermeisterin. Seit 19 Jahren hat sich die Künstlerin auf Freie Plastiken und Skulpturen spezialisiert, schafft Kunst im öffentlichen Raum, Kunst am Bau und erledigt Auftragsarbeiten. Zudem nimmt sie an Symposien teil, organisiert Ausstellungen und Messen im In- und Ausland. Besonders geprägt haben Kreitmeier ihre Aufenthalte in Schottland und in den USA. Sie ist Dozentin für Bildhauerei in Sommerakademien, Schulen und Museen. Die Künstlerin hat eine eigene Kurswerkstatt, lebt und arbeitet sowohl im bayerischen Vilsheim als auch in Altfraunhofen.

Erich Kästners Sinnspruch „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“, inspiriert Martina Kreitmeier, wobei sie Parallelen zwischen der Bildhauerei und ihrem Leben entdeckt. „Ich muss mich mit den natürlichen Gegebenheiten und Eigenschaften des Holzes und auch dem Unvorhersehbaren auseinandersetzen“, erklärt sie. „Oft ist die Entscheidung zielführend, manchmal aber auch nicht, trotzdem versuche ich, das Beste daraus zu machen, denn es sind wertvolle Erfahrungen.“ Dass die Arbeit mit dem „Zeitzeugen Holz“ für sie Raum und Zeit schwinden lässt, empfindet die Künstlerin als „wunderbaren Zustand“.

Ihr größtes Projekt bisher ist die 7,50 Meter hohe Eichenskulptur „Perspektivwechsel – Das nackte Leben“ vor der Hochschule für Film & Fernsehen in München. Fragt man die Künstlerin, ob es Augenblicke gibt, in denen sie an ihrer Berufswahl zweifelt, dann verweist sie auf ihr breitgefächertes Arbeitsspektrum. Die Bildhauerei empfindet sie als Berufung. Laut ihren Worten wäre ein Leben ohne Kunst unvorstellbar.

Während viele Meisterinnen und Meister ihres Faches auf die Kettensäge schwören, erschafft Martina Kreitmeier ihre Skulpturen am liebsten in Handarbeit. Ihre Werkzeuge sind Hammer und Eisen. „Da überträgt sich meine Energie und Vorstellungskraft am direktesten auf den Werkstoff.“ Ihre Figuren aus Stein oder Holz erzählen eine Geschichte. Sie berühren die Betrachter und faszinieren in ihrer ganz unterschiedlichen Ästhetik.

Die Frage, ob die Branche mit Nachwuchsproblemen kämpft, verneint Martina Kreitmeier. Ihrer Meinung nach gibt es viele Berufsschulen für angehende Bildhauerinnen und Bildhauer. Die Künstlerin merkt jedoch an, dass es nach einer Ausbildung problematisch werden könnte, weil ein Mangel an Bildhauerbetrieben besteht. „Hilfreich ist, wenn man seine eigene berufliche Nische findet.“

Was würde die Bildhauerin unseren Nachfahren über Bäume erzählen, wäre die Erde eine Wüste? „Wenn alle Bäume gefällt oder abgestorben sind, existieren auch keine Generationen nach uns. Der Mensch sägt mit vollem Bewusstsein am Ast, auf dem er sitzt. Dummheit, Habgier, Ignoranz, ein brutaler Umgang mit der Natur und überzogenes Konsumverhalten treiben die Zerstörung voran. Gemäß meinem Wahlspruch von Erich Kästner gibt es nur eine Option und diese lautet: Sofort mit dem Pflanzen von Bäumen beginnen. Vom lebenden Baum lernt man am besten, ihn zu schätzen.“

Weitere Infos stehen auf der Internetseite des Kulturkreises www.kk-eppstein.de.

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